Chaos online

Knipsen, Einstellen, Posten. Warten, was die User dazu sagen. Facebook, dann schnell googlen, Seite zum Präsentieren auswählen, Konto erstellen, Beispiele hochladen. Warten, was die User dazu sagen.

 

Rückblickend muss ich schon gestehen, dass ich mich ein wenig ins Hobby hineingeschmissen habe, mit all dem Drumherum, das man dafür braucht. Wichtig ist natürlich, sich eigene Seiten anzufertigen, sei es in den sozialen Netzwerken oder bei entsprechender Motivation mit einer eigenen Webseite. Also habe ich mir eine eigene Seite auf Facebook erstellt, etwas später den Bastelbausatz auf Jimdo ausprobiert und aktuell Instagram eingerichtet. Denn wer einigermaßen am Ball bleiben will, nutzt diese Kanäle, um auf sich aufmerksam zu machen.

 

Immer mal wieder schnappt man Schnipsel auf, wie ambitionierte Fotografen ihre Arbeiten verbreiten. Viele von ihnen verlinken ihre Facebook-Seiten, wenn sie in Gruppen ihre Fotos präsentieren, manchmal auch ihre Instagram-Posts und recht selten ihre höchstpersönlichen Webpräsenzen, die dann professionell vernetzt direkt darauf verweisen. Als Anfänger dürfte man sich schnell ein wenig überrollt fühlen, wie engmaschig ernst zu nehmendes Marketing für Fotografen aussieht.

 

Meine ersten Erfahrungen damit kann ich nur grob als fleckenhaft und unter leichter Überforderung beschreiben. Jede neue Erkenntnis wollte ich aufsaugen und einflechten, letztlich blieb das eigentliche Ziel, das Hobby Fotografie zu erlernen, sogar ein wenig auf der Strecke. Da es so meine Art ist, keine halben Sachen zu machen, wenn ich mich für etwas begeistere, sah ich die Implementierung der vielen Möglichkeiten für mich selbst als notwendig an. Mich also schnell auf das Niveau Fortgeschrittener und Profis zu hieven, war letztlich gut gemeint und für einen Anfänger zu viel des Guten. Ein etwas ambivalenter Zustand, wenn ich ehrlich zu mir selbst bin.

 

So geschehen im ersten Halbjahr 2016. Da werkle ich also schon mal an meiner weitläufigen Vernetzung meiner allgemeinen Webpräsenz herum und habe noch nicht mal viele Fotos geschweige denn technische Vorkenntnisse vorzuweisen. Dazwischen wird noch Photoshop schnell gekauft, ein Sammelsurium an Fachzeitschriften angehäuft und weniger gelesen als geplant, dann noch den Ratschlag angewandt, einfach mal herumzulaufen und zu knipsen, was einem vor die Linse kommt, und schon ist dein Schwamm im Kopf derart voll, dass du dich in einem ruhigen Moment mehrmals schütteln musst, weil dir das alles allmählich zu viel wird.

 

Was mich anderweitig leider auch ein wenig ernüchterte, war der unbändige Konkurrenzdruck, der mich selbst und die Fotografen untereinander wie ein Virus infiziert hatte. Kleine Beispiele: In meinem Beisein wurden Foren geschlossen (Zitat eines Moderators: "...müssen wir aufgrund des allgemeinen Umgangstones das Forum sperren."), Webseiten umprogrammiert und deren Ergebnis von den Usern böse kritisiert. Auf Facebook hatte sich eine Art Lobbyismus ausgebreitet - also ein Grüppchen von selbsternannten Gruppenplatzhirschen entschieden über Gunst und Ungunst gegenüber dem Rest der Gruppe. Da ich leider zu den Opfern gehörte, die eigentlich gerne etwas lernen wollten, spielte ich schon mit dem Gedanken, mich aus diesem ganzen Zirkus zu verabschieden und mein eigenes Süppchen zu kochen. Ich würde euch ja gerne solche Geschichten ersparen, wer aber mit dem Gedanken spielt, selbst aktiv zu werden, sollte keinen falschen Illusionen nachlaufen.

 

Nein, es zeichnete sich kein schönes Bild von der Interessengruppe, der ich zugehören wollte. Doch trotz all dieser Widrigkeiten kam mir Aufgeben nicht in den Sinn, lieber die richtigen Leute suchen, die einem wohlgesonnen sind oder zumindest keine Mauern vor die Nase bauen. Ihr habt schon recht, wenn ihr sagt, dass man sich zuerst auf sich selbst konzentrieren und den Spaß in den Vordergrund stellen soll, ist es jedoch unabdingbar, sich hier und da Feedback und Ratschläge zu holen. Meine Methode des Lernens mag vielleicht etwas chaotisch erscheinen, aber in dieser Lawine von Eindrücken kann man sogar mitschwimmen, ohne von ihr überrollt zu werden.

 

Nun bin ich in diesem weit verzweigten Netzwerk angesiedelt - nicht so weit verbreitet wie die Profis, nicht so organisiert, habe jedoch immerhin die Kontrolle wiedererlangt. Ich habe die Aktivitäten erst mal heruntergefahren, mein Instagram hat mit dem heutigen Tag gerade mal zwei läppische Handyfotos gespeichert. Das kommt dann mal später. Und wenn das alles mal ordentlich synchron läuft, wird das eine schöne Sache werden. Jetzt muss aber zuerst Ordnung geschaffen werden, und für die lasse ich mir mal schön Zeit...

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